Saisoneröffnung am Rhein von Dominik Erne

Anfang Februar heißt es Saisoneröffnung am Rhein – und alle Jahre wieder brenne ich auf den Termin.

Nach dem langen Winter, sehr unterfischt, endlich wieder die Rute schwingen zu können.
Aber der Rhein schenkt einem nichts. Die Jahre zuvor ging ich ausnahmslos jedes Mal als Schneider nach Hause. Trotz guten Verhältnissen konnte ich noch keinen Fisch im Lustenauer Revier 44 fangen. Der Fang einer 74cm langen Seeforelle von einem Vereinskollegen im Jahr 2021 motiviert zwar sehr, aber eine Forelle im Rhein scheint fast wie eine Meerforelle an der Ostsee zu sein: Fisch der 1000 Würfe. Immer wieder berichten andere Angler sie seien ohne Biss nach Hause gefahren…

Aber Hauptsache am Wasser dachte ich mir am 4.2. und ging nach dem arbeiten noch für ein paar Würfe los. Die Luft war frisch und kalt, kaum Wind, die Sonne wurde immer wieder von einigen Wolken unterbrochen. Der Wasserstand war ideal – man konnte direkt an der Kante stehen, das Wasser leicht angestaubt aber gerade noch klar genug. Ohne allzu große Erwartungen warf ich meinen kleinen beschwerten Streamer aus. Ich freute mich am Wasser zu sein und genoss die Aussicht auf die Schweizer Berge. Doch schon nach einer Handvoll Würfen sah ich einen dunklen Schatten dem Köder bis vor meine Füße hinterherflitzen. Etwas ungläubig und perplex fragte ich mich: War das ein Fisch oder hab ich mich getäuscht?

Vorsichtig schlenze ich den Streamer an die Stelle wo der Schatten verschwunden war, und beim ersten Zupfen schoss ein Fisch wie aus dem nichts empor, und hing! Trotz heftigem Zappeln, und dank 25er Vorfach, konnte ich die Forelle schon nach wenigen Sekunden keschern. Da lag sie vor mir im Wasser, eine kleine Bachforelle, wunderschön glänzend, zwar nur 36cm lang aber sehr gut genährt.


Ein Jogger blieb stehen und staunte ebenso überrascht wie ich. Nach einem schnellen Foto wurde der Fisch wieder glücklich in die Freiheit entlassen. „Ich wusste gar nicht das hier Fische drin sind“ meinte der Sportler. „Ich war mir auch nicht ganz sicher“ entgegnete ich lachend.
Dankbar und voller Glücksgefühle packte ich dann auch schon wieder ein. Insgeheim war ich aber schon am Überlegen ob es wohl wieder gefühlte 1000 Würfe bis zum nächsten Biss am Rhein dauern wird.

Dominik Erne