Wer sie nicht kennt, sollte sie einmal kennenlernen, die Bregenzer Ache.
Tiefeingeschnitten in die idyllische Landschaft des Bregenzerwalds, bietet sie steile Schluchten mit unberührter Natur. Leicht zugänglich ist sie nicht überall und leicht zu Befischen auch nicht. Zumindest wenn man untertags es unbedarft, wie wir, mit der Trockenfliege im September versucht. Der Fluss und seine Nebenbäche sind dann kristallklar und so niedrig dass man leicht waten aber eben auch gesehen werden kann. Zudem haben die Forellen einen ganzen langen Sommer lang gelernt, was man besser nicht frisst, wenn man ein „ziehen“ im Kiefer vermeiden möchte.
So hatten wir denn letztes Jahr die in den tiefen Gumpen stehende kapitalen Forellen bewundert aber eben nicht für unsere Fliegen interessieren können. Selbst die kombinierte Erfahrung von vier alten Fliegenfischern war da nicht hinreichend. Irgendetwas machten wir wohl falsch, so dass wir uns beim erneuten Versuch dieses Jahr den Rat und Hilfe eines erfahrenen Guides gesucht haben. Claus Elmenreich hatte uns nicht nur vorab Bilder der besten Muster geschickt – wir binden gerne selber – sondern auch unsere Vermutung bestätigt, dass die gewerkschaftlich vereinbarte Mittagspause der Forellen von 11h00 bis 15h00 strikt eingehalten wird.
An einem wunderschönen warmen Herbstnachmittag hat er uns getroffen und an eine der schönsten Strecken der Ache geführt. Wer nicht bereit ist zu lernen, leidet. So hat er uns erst einmal die Wurftechniken korrigiert. Eingeschliffene Laster wird man nur mit sanft-bestimmter Führung los. Unsere Fixierung auf Trockenfliege – die darf auch einmal als Nassfliege abtauchen – hat er uns dann als schrullige Beschränktheit erklärt. Wer um diese Tageszeit an die erwachsenen Forellen der Ache herankommen möchte muss die Fliege zum Fisch bringen. Das heißt, die Nymphe ist die korrekte Form der Verführung. Was ich mir nie so recht vorstellen konnte, stellte sich bei Anwendung der richtigen Technik (Bissanzeiger, Wurf, Anschlag) als durchaus spannendes Fischen heraus.
Dass mir dann schon bei den ersten einigermaßen korrekten Würfen eine 34 cm Bachforelle an eine seiner unscheinbaren Köcherfliegen-Nymphe gegangen ist, wer hätte es erwarten können.
Wir haben den Nachmittag dann gut genutzt. So gut, dass wir für den Rest der Woche genügend Stoff zum Üben hatten. Nicht erfolglos, wie wir bestätigen können, einige kapitale Forellen und auch einige Äschen konnten wir so drillen und entwischen lassen. Die Äschen sind sowieso geschont und die Forellen werden nächstes Jahr die lästigen Haken vergessen haben. Dass Claus in seinem Truck zum Abschluss im Abenddunkel auch noch ein gekühltes Bier bereit hielt – ein perfekter Nachmittag am Fliegenwasser sieht genauso aus.
Johannes Schaede